Nachhaltigkeit als Marketingstrategie: E-Commerce vs. Stationärer Handel

In der heutigen Zeit mit der Klimakrise, Ressourcenknappheit und wachsendem Bewusstsein für soziale Verantwortung hat sich Nachhaltigkeit von einem Trend zum festen Bestandteil moderner Unternehmensstrategien entwickelt. Besonders im Handel, sowohl im E-Commerce als auch im stationären Bereich, wird Nachhaltigkeit zunehmend als Wettbewerbsvorteil verstanden. Doch wie unterscheiden sich die Ansätze beider Vertriebsformen? Und was bedeutet das für Marken, Kund*innen und Innovationen?

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist heutzutage viel mehr als nur Umweltfreundlichkeit. Unternehmen müssen ökologische, soziale und ökonomische Ziele miteinander in Einklang bringen. Der Leitgedanke stammt aus dem Brundtland-Bericht von 1987: „Nachhaltigkeit ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden.“1

Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen konkretisieren dieses Prinzip. Sie fordern Unternehmen weltweit dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, für die Umwelt, ihre Mitarbeiter*innen, ihre Kund*innen und die Gesellschaft als Ganzes. Im Handel zeigt sich: Wer Nachhaltigkeit glaubwürdig umsetzt, stärkt nicht nur das Vertrauen in die Marke, sondern schafft langfristige Kundenbindung.2

Darüber hinaus gewinnt das Thema auch durch regulatorische Anforderungen an Relevanz: Neue Berichtspflichten wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichten Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen transparent zu dokumentieren. Dies erhöht den Handlungsdruck, schafft aber auch Chancen für glaubwürdige Differenzierung.3

Zwei Handelsformen

Im Fokus stehen zwei Handelsformen: der E-Commerce und der stationäre Handel. Während E-Commerce durch digitale Vertriebskanäle wie Onlineshops operiert, bietet der stationäre Handel Produkte vor Ort in Läden an. Beide haben unterschiedliche Herausforderungen und Chancen im Hinblick auf die Nachhaltigkeit.

Im Onlinehandel dominieren komplexe Lieferketten, Verpackungen und Logistik. Der hohe CO₂-Ausstoß durch Transporte und Retouren ist ein großes Thema. Hier liegt die Chance in digitalen Innovationen: etwa in CO₂-kompensierten Liefermethoden, optimierten Lagerprozessen oder energieeffizienten Rechenzentren.

Der stationäre Handel punktet mit energieeffizienten Filialen, regionalen Lieferketten und persönlichem Kundenkontakt. Die Retouren sind durch das Erleben und Anprobieren der jeweiligen Ware, nicht so hoch, wie beim Onlinehandel. Nachhaltigkeit wird hier oft unmittelbar erlebbar, zum Beispiel durch Produkte aus der Region, Recyclingkonzepte oder soziale Projekte im direkten Umfeld.

Zudem setzen viele stationäre Händler verstärkt auf die Schulung ihrer Mitarbeiter*innen in Nachhaltigkeitsthemen. So wird das Bewusstsein für ökologisches Verhalten nicht nur in der Unternehmensführung, sondern auch am Point of Sale gestärkt. Diese persönliche Interaktion kann das Kundenerlebnis stark positiv beeinflussen und das Vertrauen in die Marke erhöhen.

Technologische Innovationen

In beiden Bereichen treiben technologische Innovationen die Entwicklung nachhaltiger Strategien voran. Im E-Commerce geht es um digitalisierte Lieferketten, nachhaltige Verpackungslösungen und datenbasierte Transparenz. Tools wie „Bewust Bezorgd“ zeigen Kund*innen im Checkout die ökologisch sinnvollste Lieferoption an. Ein Ansatz, der sowohl Umwelt als auch Vertrauen stärkt.

Im stationären Handel liegt der Fokus auf der Gebäude- und Energieeffizienz. Intelligente Energiemanagementsysteme, der Einsatz wiederverwendbarer Materialien im Ladenbau und die Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten helfen, Ressourcen zu schonen und Kosten zu senken. Laut Studien konnten Händler so den Energieverbrauch um bis zu 30 % reduzieren.

Darüber hinaus eröffnen digitale Technologien wie Augmented Reality (AR) oder smarte Regalsysteme neue Möglichkeiten, nachhaltige Botschaften erlebbar zu machen. Kund*innen können etwa durch AR-Anwendungen die Herkunft eines Produkts nachvollziehen oder direkt Informationen zur CO₂-Bilanz erhalten.

Markenwahrnehmung – Nachhaltigkeit schafft Vertrauen

Kund*innen achten zunehmend auf Nachhaltigkeit, nicht nur beim Produkt, sondern auch beim Unternehmen dahinter. Investitionen in ökologische und soziale Maßnahmen wirken sich direkt auf die Markenwahrnehmung aus. Nachhaltigkeitssiegel, transparente Lieferketten und glaubwürdige Kommunikation stärken das Markenimage und signalisieren Verantwortungsbewusstsein.

Dabei zählt Authentizität: Wer Nachhaltigkeit nur als Werbekampagne nutzt, läuft Gefahr, des Greenwashings bezichtigt zu werden. Studien zeigen, dass solches Verhalten nicht nur das Vertrauen zerstört, sondern auch wirtschaftlich schadet.

Nachhaltigkeit die glaubwürdig umgesetzt wird, wirkt sich stark auf das Vertrauen der Kund*innen aus. Marken, die ihre Maßnahmen nachvollziehbar belegen können, bauen eine tiefere Beziehung zu ihrer Zielgruppe auf. In einem Markt, der zunehmend von ethisch motivierten Kaufentscheidungen geprägt ist, ist das ein klarer Vorteil.

Kundenbindung

Nachhaltigkeit ist heute ein entscheidender Faktor für die Kundenbindung. Ob klimafreundliche Versandoptionen im Onlinehandel oder regionale Produkte im Supermarkt, Verbraucher*innen honorieren glaubwürdiges Engagement mit Markentreue.

Eine Untersuchung zeigt: 70 % der europäischen Online-Shopper bevorzugen nachhaltige Versandarten. Gleichzeitig legen Kund*innen immer mehr Wert auf regionale Herkunft und transparente Informationen. Wer seinen Kund*innen das Gefühl gibt, mit dem Kauf etwas Gutes zu tun, schafft eine emotionale Bindung zu dem Unternehmen und dies führt zu einem großen Vorteil im Wettbewerb.

Auch die Einführung von Belohnungssystemen für nachhaltiges Verhalten, etwa Bonuspunkte für umweltfreundliche Lieferoptionen oder Rabatte bei der Mitnahme eigener Verpackungen, kann die Bindung weiter verstärken.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Trotz struktureller Unterschiede verfolgen E-Commerce und stationärer Handel ein gemeinsames Ziel: Nachhaltigkeit als Markenstrategie. Beide setzen auf Transparenz, Innovationen und die emotionale Ansprache der Konsument*innen.

Doch es gibt auch Unterschiede: Der E-Commerce nutzt digitale Mittel zur Darstellung nachhaltiger Aspekte, setzt auf Skalierbarkeit und datenbasierte Kommunikation. Der stationäre Handel punktet mit physischen Erlebnissen, sichtbaren Maßnahmen im Laden und regionaler Nähe.

Die Investitionslogiken unterscheiden sich ebenfalls: Während Onlinehändler oft in flexible, skalierbare Systeme investieren, setzen stationäre Händler eher auf langfristige Lösungen wie Gebäudesanierung oder modulare Ladeneinrichtung.

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor

Was früher als Zusatz galt, ist heute eine Notwendigkeit, dadurch wird Nachhaltigkeit zu einem strategischen Erfolgsfaktor eines Unternehmens. Sie beeinflusst nicht nur das Markenimage und das Kaufverhalten, sondern entscheidet auch über langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Dabei gilt: Glaubwürdigkeit ist extrem wichtig. Unternehmen müssen Nachhaltigkeit fest in ihrer Strategie verankern – nicht nur in der Kommunikation, sondern auch in Prozessen, Strukturen und in der Unternehmenskultur.

Immer mehr Konsument*innen erwarten, dass Unternehmen nicht nur auf gesetzliche Mindeststandards setzen, sondern aktiv zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen. Wer das schafft, positioniert sich nicht nur ökologisch, sondern auch emotional im Bewusstsein der Zielgruppe.

Fazit: Zukunft nachhaltig gestalten

Die Integration von Nachhaltigkeit in den Handel ist eine komplexe, aber notwendige Aufgabe. Sie verlangt Investitionen, Innovationen und vor allem eine klare Haltung. Unternehmen, die diesen Weg konsequent gehen, schaffen nicht nur ökologische und soziale Mehrwerte, sie sichern sich auch langfristig die Loyalität ihrer Kund*innen und stärken ihre Marke.

Nachhaltigkeit ist dabei kein Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess. Erfolgreiche Unternehmen im E-Commerce und stationären Handel werden in der Zukunft die sein, die Nachhaltigkeit auch wirklich umsetzten und leben und dies auch glaubwürdig, messbar und kontinuierlich.

  1. World Commission on Environment and Development (1987) ↩︎
  2. SDGs: Vereinte Nationen (2015) ↩︎
  3. CSRD: EU-Kommission (2022) ↩︎

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