Die digitale Transformation hat Unternehmen aller Branchen dazu gezwungen, ihre Online-Präsenz neu zu denken und zu optimieren. Im Fall von Rheinmetall, einem der führenden deutschen Rüstungsunternehmen, [4] bleibt der digitale Auftritt im Wesentlichen einem klaren B2B-Fokus treu. Diese Analyse beschäftigt sich mit der digitalen Strategie von Rheinmetall, hebt die Stärken und Schwächen hervor und vergleicht sie mit den Merkmalen typischer B2C-Plattformen.
Über Rheinmetall
Die Rheinmetall AG wurde 1889 in Düsseldorf gegründet und zählt heute zu den bedeutendsten Technologiekonzernen Deutschlands. Mit einem Jahresumsatz von rund 9,75 Milliarden Euro (2024) ist Rheinmetall nicht nur das größte Rüstungsunternehmen des Landes, sondern auch in zivilen Industriebereichen – insbesondere in der Automobilzulieferung – aktiv. [8] Das Unternehmen ist international aufgestellt und agiert im B2B-Segment mit einem klaren Fokus auf industrielle Kunden, staatliche Institutionen und Verteidigungsministerien. Rheinmetall positioniert sich zunehmend als Hightech-Anbieter mit individueller Projektanpassung, direktem Kundenkontakt und starker Forschungs- und Entwicklungstätigkeit.
B2B-Fokus von Rheinmetall: Eine sachliche, funktionale Darstellung
Rheinmetall verfolgt eine konsequente B2B-Strategie, die sich durch eine sachliche Sprache und technische Inhalte auszeichnet. Die Produktdarstellung erfolgt hauptsächlich funktional und fokussiert auf die technischen Aspekte der angebotenen Produkte. [2] Dies ist charakteristisch für einen B2B-Markt, der oft auf detaillierte, spezialisierte Informationen angewiesen ist. Die Website von Rheinmetall bietet keine klassischen E-Commerce-Funktionalitäten wie einen Warenkorb, Bewertungen oder Kundenkonten. [1] Dies ist typisch für B2B-Plattformen, da der Kaufprozess oft nicht direkt über die Website abgewickelt wird, sondern über eine Anfrage an den Vertrieb.
Die Zielgruppe von Rheinmetall umfasst Geschäftskunden und staatliche Stellen – keine Endverbraucher. Der Fokus liegt auf einer sachlichen und effizienten Kommunikation, die den Anforderungen dieser Zielgruppe gerecht wird. Ein klassischer Online-Shop mit umfangreichen Verkaufsfunktionen ist hier nicht erforderlich, da der Kaufprozess häufig direkt über den Außendienst erfolgt.

Bildquelle: Rheinmetall AG, Produktübersicht, 2025. Verfügbar unter
Vergleich zu B2C-Plattformen: Potenziale im digitalen Raum
Im Vergleich zu typischen B2C-Websites, wie zum Beispiel Amazon, zeigt Rheinmetall deutliche Unterschiede. Auf den meisten B2C-Plattformen steht die Nutzerorientierung im Vordergrund – sei es durch personalisierte Angebote, interaktive Funktionen oder Transparenz bezüglich Lieferzeiten und Rückgabeoptionen. Rheinmetall setzt hingegen auf eine direkte Kommunikation mit den Geschäftskunden und verzichtet weitgehend auf Interaktivität und Personalisierung der Nutzererfahrung. [1]
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die fehlende Transparenz über Lieferzeiten und Rückgabebedingungen. Dies könnte potenziellen Geschäftskunden, die auf schnelle Entscheidungsprozesse angewiesen sind, als Hürde erscheinen. Im Gegensatz zu B2C-Plattformen, die auf schnelle und transparente Kaufprozesse setzen, erfolgt der Kauf bei Rheinmetall über individuelle Anfragen, die von einem direkten Ansprechpartner bearbeitet werden. Dies stellt eine Herausforderung dar, wenn es um Usability und Nutzerbindung im digitalen Raum geht.
Die Rolle der sozialen Medien: Präsenz auf verschiedenen Plattformen
Rheinmetall nutzt soziale Medien wie Facebook, Instagram, YouTube, Twitter, LinkedIn und WhatsApp, um sowohl neue Mitarbeiter zu gewinnen als auch ihre Produkte und Dienstleistungen vorzustellen. Diese Plattformen dienen in erster Linie als Informationsquelle und bieten einen Überblick über das Unternehmen und seine Angebote. Die Nutzung dieser Kanäle zeigt, dass Rheinmetall nicht nur in der klassischen B2B-Kommunikation aktiv ist, sondern auch den digitalen Raum nutzt, um ein breiteres Publikum anzusprechen, einschließlich potenzieller neuer Talente. [3]
Bildquelle: Rheinmetall AG, Instagram, 2025. Verfügbar unter
4S-Net Business Model von Rheinmetall
Das 4S-Net Business Model beschreibt die vier Schlüsselfunktionen, die für den Erfolg eines Unternehmens entscheidend sind: Sourcing, Sales, Supportive Collaboration und Service Broker. Diese Bereiche spielen auch bei Rheinmetall eine wichtige Rolle, um die komplexen Anforderungen von Geschäftskunden und Behörden zu erfüllen.
- Sourcing: Rheinmetall bezieht seine Waren und Komponenten aus einer Vielzahl von Zulieferern, die in der Verteidigungs- und Automobilindustrie tätig sind. Die Beschaffung erfolgt unter strengen Qualitätsanforderungen, da die Produkte auf hohe technische Präzision und Zuverlässigkeit angewiesen sind. Dies umfasst sowohl die Materialbeschaffung als auch strategische Partnerschaften mit spezialisierten Lieferanten. [5]
- Sales: Rheinmetall verkauft seine Güter überwiegend an Unternehmen und Behörden, die auf Sicherheitstechnologien und Verteidigungsprodukte angewiesen sind. Der Verkaufsprozess erfolgt meist individuell und direkt, wobei der Direktvertrieb eine zentrale Rolle spielt. Der Fokus liegt auf der langfristigen Zusammenarbeit mit den Kunden, insbesondere in Bereichen, in denen maßgeschneiderte Lösungen gefordert sind, etwa in der Automobilindustrie und der Rüstungsbranche. [6]
- Supportive Collaboration: Rheinmetall arbeitet eng mit Partnern aus verschiedenen Industrien und Forschungseinrichtungen zusammen, um neue Projekte zu entwickeln und innovative Produkte zu schaffen. Besonders in den Bereichen Automobiltechnik und Verteidigungstechnologie ist die Zusammenarbeit mit Partnern entscheidend, um technologische Innovationen voranzutreiben und maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Marktbedürfnisse zu entwickeln. [7]
- Service Broker: Obwohl Rheinmetall keine klassische Service-Plattform bietet, übernimmt das Unternehmen in vielen Bereichen eine Vermittlerrolle, indem es Dienstleistungen wie Wartung und Technologie-Support direkt für seine Kunden bereitstellt. Dies kann in Form von Schulungen, Produktanpassungen oder Support-Verträgen erfolgen, um sicherzustellen, dass die Kunden auch langfristig mit den Produkten von Rheinmetall arbeiten können.
Dieses Modell verdeutlicht, wie Rheinmetall seine geschäftlichen Kernprozesse in einem komplexen, globalen Markt strukturiert und optimiert. Die verschiedenen Geschäftsbereiche sind durch ein starkes Netzwerk aus Zulieferern, Partnern und Kunden miteinander verbunden, was eine effiziente Wertschöpfung ermöglicht.

Bildquelle: 4S-Net Business Model, ursprünglich entwickelt von Bernd W. Wirtz, visualisiert von [Marlon Tiedemann], basierend auf Digital Business: Strategien, Geschäftsmodelle und Technologien.
Preisgestaltung und Rabattstrukturen: Flexibilität und Vertraulichkeit
Ein besonders wichtiger Aspekt bei Rheinmetall ist die nicht öffentliche Preisgestaltung. Preise werden nicht auf der Website kommuniziert, da sie stark projekt- und kundenspezifisch sind. Diese Vorgehensweise ist typisch für den B2B-Sektor, in dem jedes Angebot individuell angepasst wird. Die Preisstruktur von Rheinmetall umfasst eine Vielzahl von Rabattarten, darunter Mengenrabatte, Treuerabatte und Funktionsrabatte.
Diese Rabattarten spielen eine zentrale Rolle, da sie nicht nur die Kosten für den Kunden reduzieren, sondern auch auf spezifische Anforderungen und Projektbedingungen eingehen. Das Unternehmen passt seine Preise flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden an, was im B2B-Bereich gängige Praxis ist.
Fazit und Optimierungspotenziale
Die digitale Präsenz von Rheinmetall zeigt klare Stärken im Hinblick auf die Zielgruppenansprache und die sachliche, funktionale Produktdarstellung. Die Website ist klar auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden ausgerichtet, verzichtet jedoch auf viele der interaktiven und benutzerfreundlichen Funktionen, die in der B2C-Welt zum Standard gehören.
Es gibt jedoch signifikante Optimierungspotenziale, vor allem in den Bereichen Nutzererfahrung und -bindung. Die Website könnte durch mehr Interaktivität, personalisierte Angebote und transparente Informationen zu Lieferzeiten und Rückgabebedingungen profitieren. Zudem könnte die Rolle der sozialen Medien stärker ausgebaut werden, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen und den Dialog mit den Kunden zu intensivieren.
Die digitale Strategie von Rheinmetall ist gut auf ihre B2B-Zielgruppe abgestimmt, könnte jedoch durch die Integration moderner Usability- und Interaktionsfeatures einen größeren Mehrwert für die Nutzer schaffen. Die Balance zwischen funktionaler Effizienz und benutzerfreundlicher Gestaltung wird der Schlüssel zu einer erfolgreichen digitalen Transformation im B2B-Bereich sein.
Quellenverzeichnis:
[1] Rheinmetall AG, „Startseite – Rheinmetall“, 2024. [Online].
Verfügbar unter: https://www.rheinmetall.com
[2] Rheinmetall AG, „Taking responsibility in a changing world,“ Instagram, 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.instagram.com/rheinmetallag/
[3] Rheinmetall AG, „Systeme & Produkte – Übersicht,“ 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.rheinmetall.com/de/produkte/uebersicht
[4] Produktion.de, „Die größten Rüstungsunternehmen Deutschlands“, 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.produktion.de/schwerpunkte/ruestungsindustrie/top-10-die-groessten-ruestungsunternehmen-deutschlands-190614-194.html
[5] W. Pfeiffer, „Rheinmetall liefert Schlüsselkomponenten für Leopard 2 A7 NOR“, Defence Network, 14. April 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://defence-network.com/rheinmetall-auftrag-komponenten-leopard2a7-nor/#:~:text=Lieferzeitraum%20der%20Komponenten%20auf%20vier,A5%2C%20A6%20und%20A7%20beteiligt.
[6] Rheinmetall AG, „Jahreszahlen,“ 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://ir.rheinmetall.com/de/investor-relations/kennzahlen/jahreszahlen/
[7] Rheinmetall AG, „Unsere Verantwortung – Kunden und Geschäftspartner,“ 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.rheinmetall.com/de/verantwortung/stakeholder/kunden-und-geschaeftspartner
[8] Rheinmetall AG, Geschäftszahlen 2024 – Neue Allzeitrekorde, 12. März 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.rheinmetall.com/de/media/news-watch/news/2025/03/2025-03-12-rheinmetall-bilanzvorlage-geschaeftsjahr-2024