Commerce Cloud-Only

Unternehmungen im E-Commerce stehen fortlaufend vor neuen wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen. So kann ein Unternehmen in Situationen, sei es beabsichtigt durch eigene Bemühungen oder unbeabsichtigt durch externe Einflüsse, in Situationen geraten, die das technische Grundgerüst eines Online-Shops auf die Probe stellen. Ein Online-Shop, welcher mediale Aufmerksamkeit durch einen Fernsehbeitrag erhält, kann einen unerwarteten Ansturm an Traffic erhalten. Ein Online-Shop, der in den sozialen Medien von einem Kanal mit großer Reichweite geteilt wird, könnte ebenso vor der Herausforderung stehen, mit einer großen Menge an Besuchern zurechtkommen zu müssen. Solch einer Situation muss ein Online-Shop gewachsen sein können.

Dieses Problemfeld, welches schon durch den Anstieg an Traffic zum Weihnachtsgeschäft zu einer potentiellen Gefahr werden kann, entsteht durch die Inflexibilität von physischen Servern. Um dieser Inflexibilität zu entgehen, kann Cloud Computing, also die Bereitstellung von IT-Services über das Internet, genutzt werden. So kann durch eine automatische Skalierung bei Bedarf mehr Kapazität zur Verfügung gestellt werden. Dadurch können Online-Shops, deren täglicher Traffic stark variieren kann und schwer vorhersehbar ist, flexibel auf Änderungen reagieren und durch Einsparungen an Kapazität, wenn diese nicht nötigt ist, Kosten minimieren.

Grundlagen

Cloud Computing wird heute weitgreifend als ein Model verstanden, dass es ermöglicht, auf Abruf einen Netzwerkzugriff auf einen gemeinsamen Pool konfigurierbarer Computing-Ressourcen zu ermöglichen, der allgegenwärtig und komfortabel ist. Zu den Computing-Ressourcen gehören Netzwerke, Server, Speicher, Anwendungen und Services. Diese Ressourcen können mit minimalem Verwaltungsaufwand bzw. mit minimaler Interaktion des Service Providers schnell bereitgestellt und freigegeben werden. [1]

Cloud Computing setzt sich dabei aus fünf wesentlichen Merkmalen, drei Servicemodellen und vier Bereitstellungsmodellen zusammen. Diese fünf wesentlichen Merkmale  sind der On-demand self-service, der Broad network access, das Resource pooling, die Rapid elasticity und der Measured service.

Die Servicemodelle beschreiben verschiedene Darstellungsformen von Cloud Computing Diensten gegenüber dem Kunden. Software as a Service (kurz: SaaS) richtet sich direkt an einen Endkunden und bietet diesem Anwendungen an, welche auf einer Cloud Infrastruktur basieren. Diese sind von verschiedensten Endgeräten über  das Web zugreifbar. Platform as a Service (kurz: PaaS) bietet die Möglichkeit, auf der Cloud Infrastruktur Web Anwendungen zu entwickeln und bereitzustellen. Hier können Entwickler mithilfe einer Cloud-Entwicklungsumgebung, Cloud-basierte Anwendungen und Websites entwickeln und ausrollen.[2] Infrastructure as a Service (kurz: IaaS) funktioniert auf der elementarsten Ebene und bietet eine technologische Infrastruktur. Hierzu gehört die Bereitstellung von fundamentalen Ressourcen wie Arbeitsleistung, Speicher und Netzwerk. Diese werden in Form von virtuellen Maschinen bzw. virtuellem Speicher bereitgestellt

Eine weitere Ausprägung des Cloud Computing Begriffes sind die Deployment Models. Die Deployment Models repräsentieren einen spezifischen Typ der Cloud Umgebung. Diese spezifischen Typen lassen sich nach Eigentum, Größe und Zugang unterscheiden. Hierzu gehört die private Cloud, die ausschließlich für die Nutzung durch eine einzelne Organisation vorgesehen ist. Die Infrastruktur der community Cloud ist darauf ausgelegt, dass bestimmte Gemeinschaften von Verbrauchern aus Organisationen, die gemeinsame Anliegen haben, sie nutzen. Die Infrastruktur der public Cloud ist, wie es der Name schon vermuten lässt, für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Sie kann im Besitz eines Unternehmens, einer akademischen-/ oder Regierungsorganisation, oder einer Kombination davon sein. Die hybride Cloud ist eine Mischung aus zwei oder mehreren  verschiedenen Cloud Infrastrukturen (Private, Community oder Public). Die verschiedenen Cloud-Strukturen bleiben dabei einzigartige Einheiten, werden aber durch eine standardisierte oder eigene Technologie miteinander verbunden.

Anwendung und Verbreitung

Cloud Computing entwickelte sich von einem theoretischen Modell zu einer praktisch angewandten Technologie mit einem realen Markt. Es besitzt in den meisten Industrien heutzutage eine enorme Relevanz. So wurden mit Cloud Computing Services im Jahr 2016 209,24 Milliarden US-Dollar umgesetzt.[3] E-Commerce, also der Austausch von Produkten und Services mithilfe des Internets, wird stark von den Möglichkeiten der Cloud beeinflusst. Dies haben viele einflussreiche E-Commerce Unternehmen erkannt und integrieren die Migration in die Cloud in Ihre langfristigen Strategien oder haben diese bereits umgesetzt. Dazu gehören unter anderem Amazon, Alibaba und das Tochterunternehmen der Otto Group About you. Besonders interessant ist hierbei, dass alle der genannten Unternehmen hierbei nicht auf bereits existierende Lösungen zugreifen, sondern eine eigene Cloud Infrastruktur entwickelten und diese als neues Geschäftsfeld vermarkten und verkaufen. About you begründet diese Entscheidung mit der Aussage, dass Sie „eine E-Commerce Plattform schaffen [wollten], die eine einfache Kundenansprache auf allen Devices ermöglicht … und kein bereits am Markt existierendes System dieses Ziel umsetzen konnte.“[4]

Weiterführend ist es sinnvoll den weltweiten Markt zu betrachten. Analysten von Gartner Inc. prognostizieren einen Umsatz im Jahre 2017 der weltweiten Public Cloud Services von 260$ Milliarden, davon 34,5$ Milliarden im IaaS Markt.[5] Dies zeigt ein enormes Potenzial auf.

Anbieter

Grundlage für die folgende Analyse der drei, gemessen am Marktanteil, größten Anbieter AWS, Google Compute Platform und Microsoft Azure bildet eine Gartner Analyse, veröffentlich am 15. Juni 2017.[6] Amazon besitzt im Public Cloud Markt laut einer weiteren Studie von Gartner im Jahre 2017 mit seinen Amazon Web Services einen Marktanteil von ca 47,1%, gefolgt von Microsoft Azure (10%) , Google Cloud Platform  (3,95%) und IBM Softlayer (2,77%).[7]

Die Zuverlässigkeit und das Ökosystem von Azure und AWS wird hierbei als Stärke identifiziert. Dies äußert sich durch erhöhte strategische, unternehmensweite Adoptionen in agilen und traditionellen IT-Unternehmen.  Google versucht durch eine aggressive Preisstrategie in diesem Bereich nachzuziehen, fand bisher jedoch hauptsächlich in cloud-nativen Unternehmen Anwendung.

Chancen und Risiken

Die Chancen für E-Commerce Unternehmen im Cloud Computing äußern sich durch Möglichkeiten der Kostensenkung, Skalierung und hoher Zuverlässigkeit. Anschließend werden Risiken und damit einhergehende Möglichkeiten zur Minimierung dieser identifiziert. Dazu gehört die Verschiebung der Verantwortlichkeit der Systemfunktionalität und die Notwendigkeit von Backup-Systemen bei anderen Anbietern in unterschiedlichen Orten. Die Abhängigkeit von einem speziellen Anbieter sollte auch aufgrund der Möglichkeit einer Insolvenz oder Übernahme des Providers gelöst werden. Hierfür ist es wichtig standardisierte Daten zu speichern und den Umgang mit diesen in solch einem Extremfall aufzuklären. Zudem sollten Sicherheitsmaßnahmen zur Verschlüsselung der Daten getroffen werden.

Praktische Umsetzung

Das Einrichten eines Online-Shops, basierend auf der Google Cloud Platform kann mithilfe der Magento Software und des IaaS-Services Google Cloud Computing erfolgen. Für die grundsätzliche Umsetzung können folgende Schritte vornehmen werden. Zunächst  muss die Magento Software mithilfe des Google Launchers auf einer neu erstellten VM-Instanz zur Verfügung gestellt werden. Anschließend erfolgt die Erstellung eines SSH-Zugangs und damit die Ermöglichung eines Dateiaustausches mit dem Server.  Es folgt das Umleiten der Domain und die Einrichtung eines SSL-Zertifikates.

Literaturverzeichnis

[2] Vgl. Rouse, Margaret: „Definition: Force.com“

[3] Vgl. Gartner(2017): Umsatz mit Cloud Computing

[4] OTTO Group Pressemitteilung (2017): „About You steigt ins Cloud-Geschäft ein“,

[5]Vgl.  Gartner (2017): „Gartner Forecasts Worldwide Public Cloud Services Revenue to Reach $260 Billion in 2017“

[6] Vgl. Leong, Lydia / Bala, Raj / Lowery, Craig / Smith, Dennis (2017): „Magic Quadrant for Cloud Infrastructure as a Service, Worldwide“

[7] Vgl. Coles, Cameron (2017): „Overview of Cloud Market in 2017 and Beyond“

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